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40. Treffen junger Autor*innen 2 4 6 8 Findus Scheuerling Pina Schulze 32 34 Coralie Josephine Spohr 36 Vorwort Susanne Chrudina Leiterin Treffen junge Szene Auswahl Treffen junger Autor*innen 2025 Johanna Klara Bauer Maria Buchtijarova Miu Dehnel Souat Eslek Alfred Adiel Francis Thiess Girardet Jasmina Jarysz Loreley Löffler 10 Sophie Steger Liam Talbot Anna Thommes Marie Helene Zwicker 12 14 16 18 Maya Miyata 20 Jury Victoria Neuser Charlotte Obenaus Liz Preuss Jona Rogalski 22 24 26 28 Anthologie Kuratorium Statistik Treffen junge Szene Ruben Schastok 30 Team 38 40 42 44 46 48 49 50 51 52
Vorwort „Hallo Welt. Kannst du mich hören?“ Liam Talbot, „Mein Mann und ich und eine Frau“ „Erobere bepflanzte verwilderte gebiete und wiege es weg so musikalisch gestützt ins ritornell in kosmischer flucht wenn die erde stirbt und tost“ Anna Thommes, „Erbrochenes in Eden (De la Ritournelle)“ Könnt ihr sie hören? – Das 40. Treffen junger Autor*innen Wir freuen uns, 21 begabte junge Autor*innen beim Treffen in Berlin begrüßen zu dürfen und gratulieren zur Auswahl durch die Jury. Mit der 40. Ausgabe gehen wir beschwingt ins Jubiläum, das wir im kommenden Jahr mit dem 40. Geburtstag des Wettbewerbs feierlich abschließen. Die aktuellen Literaturtalente können sich hören und lesen lassen, ungeachtet, ob sie 11 oder 21 Jahre alt sind. Sie erzählen von sehr persönlichen Situationen und Beziehungen, von Fragen der sozialen und emotionalen Integration über Familien geschichten und Alltagsbeobachtungen bis hin zu Fragen der Weltlage, der Politik, des Klimas sowie sozialer oder ökonomischer Ungerechtigkeit. Neben klaren und präzisen Realitätsschilderungen werden ebenso mystische, wuchtige, unheimliche und apoka lyptische Szenarien geschaffen. Es geht um Liebe, queere Identität und die Sehnsucht nach Nähe – ohne sie zulassen zu können. Geschildert werden Erfahrungswelten von Transpersonen, Familien erinnerungen, Formen und Realitäten der Mutterschaft, familiärer Alkoholismus und familiäre Gewalt. Es gibt eindeutig feministische Texte, die vermitteln, welchem Unverständnis und welchen Übergriffen Frauen heute nach wie vor begegnen. Als Ursprung allen Lebens tritt die Natur in Erscheinung – schön, brutal und verwundet, wie es die Klimakatastrophen bezeugen. Zu lesen sind einfache Geschichten wie die des Lebenswegs einer IKEATasche, Geschichten von Wut, Hilflosigkeit und Zerstörungsfantasien, von Einsamkeit, der Suche nach Heimat, sozialer Vereinsamung, von Bomben und vom Krieg in der Ukraine. Und als Gegengewicht dazu erscheint ein Streichelzoo – ein Erinnerungsort kindlichnaiven Friedens. Rund die Hälfte der Arbeiten ist lyrischer Natur, von Langgedichten bis hin zu experimentellen und visuellen Formen der Dichtung. Im Bereich der Prosa finden sich 2
Erzählungen, Miniaturen, Geschichtssammlungen und auch Romanauszüge. Einige Texte arbeiten mit Mehrsprachigkeit. Manchmal sind sie collagenhaft, präsentieren WortSteinbrüche oder verbinden geschickt unterschiedliche Sprachrealitäten. Die jungen Künstler*innen bewegen sich auch jenseits der Alltagssprache, spielen mit Wörtern oder kreieren Wortschöpfungen, sie erproben experimentelle Ansätze, arbeiten mit Rhythmus und Klangsprache, sind lässig pointiert und beherrschen unterschiedliche Register und Tonalitäten, die Raum für die Assoziationen der Lesenden lassen. Vielen Dank, liebe Jury, für eure Genauigkeit und Diskussionsfreude, mit der ihr bemüht seid, kein Talent unentdeckt zu lassen. Ebenso geht mein Dank an das Bundes ministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das durch seine För derung den Stimmen der jungen Autor*innen Gehör verschafft und sie ermutigt, ihre Gedanken und Positionen in die Welt zu tragen. Danke an das Team der Treffen junge Szene und die Kolleg*innen der Berliner Festspiele, dass ihr den jungen Autor*innen mit eurem Engagement die bestmögliche Bühne bereitet. Das diesjährige Treffen junger Autor*innen findet erstmals parallel zum Treffen junge Musikszene statt. Wir sind gespannt auf das Treffen der Treffen und die kreativen Begegnungen, die über die Grenzen der Kunstgattungen hinweg entstehen werden. Spannende Tage für die jungen Künstler*innen aber auch für das Publikum, das vier intensive Tage voll junger Literatur und Musik im Haus der Berliner Festspiele erwartet! Liebes Publikum, liebe Preisträger*innen, willkommen zum Treffen junger Autor*innen 2025! Susanne Chrudina Leiterin Treffen junge Szene „Meinen Namen wiederholen Bis er zur Fuge in den Zähnen wird Mit der Zunge Wellen schlagen Ich möchte ein Mensch werden, der ich sein kann Auf den Fliesen in den Bauch atmen Es gibt einen Ort in der Welt“ Liz Preuss, „Schwimmen macht hungrig“ „Ich stehe in eurer Mitte und schreie, aus Wut, Frust, aus Einsamkeit und aus Angst, aus Schmerz und aus Liebe, aus Lust.“ Thiess Girardet, „Prosaausschnitte und texte“ 3
Johanna Klara Bauer 19 Jahre, Duisburg, NordrheinWestfalen Über mich Seit April 2022 stehe ich auf PoetrySlamBühnen. 2023 habe ich zuerst die U20NRW Meisterschaft in Düsseldorf gewonnen und im Oktober sogar die deutschsprachige U20Meisterschaft in Frankfurt am Main und das während meiner Studieneinführungs woche. Geboren und aufgewachsen bin ich in Duisburg, zuhause darf ich auf Bühnen im ganzen Land sein: mal im Hamburger Schauspielhaus, mal im Kulturzentrum des nächstgelegenen Kaffs. Meine Texte sind eine Mischung aus politischen Beobachtungen, absurdem Alltagsblick und SlamStil, also mal trockenhumorig, mal nachdenklich beziehungskritisch, meistens beides. Schreiben bedeutet für mich, Menschen (für ein paar Minuten) in (m)eine Welt mitzunehmen, mit Sprache, Witz und einer gehörigen Menge meiner eigenen Verwirrtheit. Im September 2025 ist mein erstes Buch „Reife grade von Äpfeln“ im Lektora Verlag erschienen, worauf ich sehr stolz bin und worüber ich mich sehr freue! 4
Ausgewählt mit: enklave der panik reels / proteine, proteine / feels ohne liebe keine liebe / deals / schmiere öl in die maschine, die mir über den rücken fährt. fahr dir über den mund. meine hand greift nach den dingen, die handy für mich sind: sabbaticals, bubble tea, fußgängerzonen / bota nicals, panzerglasfolien, chunky flavor, trainieren gehen. ich mag mich nicht mehr, seit ich die anderen gesehen hab und seit ich weiß, dass sie leben, (…) and i kinda just wish it was, love, i really do, but, oh my god, have you seen this? you have to try it! Chat Das sind meine Lieblingswörter: Nordstadt & Laken. Worüber ich niemals schreiben werde: Ich werde niemals über Themen schreiben, die ich nicht verstehe, bevor ich sie verstanden habe. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: Den SlamText „Restrisiko“ von Till Reiners. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Ich würde sehr gerne einen heimeligen Ostfriesentee mit Douglas Adams trinken, da ich ihn so unheimlich witzig fand und er genau an den richtigen Stellen den passenden Humor eingesetzt hat. Zum Schreiben brauche ich … … eigentlich nichts, bis auf das Offensichtliche (Laptop, Stift, Papier o.ä.), aber in der Praxis lenke ich mich immer ab und denke, ich bräuchte einen Tee oder einen Kaffee. Aber in Wirklichkeit braucht es nur ganz wenig, alles andere ist Prokrastination. 5
Maria Buchtijarova 16 Jahre, Vechta (Niedersachsen) Über mich Seit etwa fünf Jahren schreibe ich – hauptsächlich über den Krieg in meiner Heimat, der Ukraine, und über meine Erfahrungen. Ich mache bei Literaturwettbewerben mit, sowohl in der Ukraine als auch hier in Deutschland. Hier habe ich sogar ein paar Preise gewonnen: Claras Preis, Albertus Magnus Preis, Regionalpreis 6. Vechtaer Jugendliteraturpreis und den zweiten Platz beim 7. Vechtaer Jugendliteraturpreis! 6
Ausgewählt mit: 13.320 Sekunden Ihre Katze wurde allein in der Wohnung zurückgelassen. Das Wohngebiet, in dem sie lebt, wurde besonders brutal beschossen. Die alte Frau erzählt uns alles über ihre Katze. Sie hat keine Verwandten, nur diese Katze. Papa, weißt du noch, wie du eines Tages zur Absturzstelle in der Nähe ihres Hauses gegangen bist? Du hast die alte Frau ange sprochen und sie hat dir die Schlüssel für die Wohnung gegeben. Du kamst etwa drei Stunden später wieder. Und auf Mamas leise Frage hin sagtest du: „Es gibt keine Kätzchen mehr, es ist gar nichts mehr da.“ Chat Das sind meine Lieblingswörter: Freiheit. Auf Englisch „freedom“, auf Italienisch „libertà“, auf Ukrainisch „воля“, aber egal in welcher Sprache, es bedeutet für mich alles. Worüber ich niemals schreiben werde: Über den Krieg schreibe ich oft, aber niemals als etwas Gutes. Denn im Krieg gibt es keine Gewinner, im Krieg verlieren alle. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: Falls ihr ein Buch sucht, das euch zum Nachdenken bringt: „Der kleine Prinz“ von Antoine de SaintExupéry. Offiziell ein Kindermärchen, aber eigentlich ein Buch für jeden Erwachsenen. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Ich würde gerne mit Agatha Christie Tee trinken und über ihre Detektivgeschichten sprechen, ihre Bücher faszinieren mich. Zum Schreiben brauche ich … … die Nacht, absolute Stille und mein altes, vertrautes Notizbuch. Dann fließen die Worte von selbst. 7
Miu Dehnel 21 Jahre, Berlin Über mich Zu sagen, ich wollte immer nur schreiben, wäre zu einfach. Es gibt viele Dinge, die ich mag, die weniger einsam, unberechenbar, frustrierend und rückenschädlich sind. Doch Drang, Wunsch und manchmal Pflicht, Figuren eine Stimme zu geben, bringen mich immer wieder zum Erzählen zurück. Meist sind es Außenseiter, Ausreißer, widerspenstige Gestalten, die noch keinen Platz in der Welt gefunden haben – lost Kids, wie Peter Pan sie nennt, auch wenn es nicht immer Kinder sind. So wie meine Figuren bin auch ich wütend auf eine Welt, in der Ungerechtigkeit wächst, Hass sich ausbreitet und Kinder zwischen Trümmern und Drohnenlärm aufwachsen. Meine Geschichten spielen in Städten, die mich geprägt haben – Berlin, wo ich aufgewachsen bin, und Manchester, wo ich ein Jahr Literatur studierte und ein zweites Zuhause fand – oder in Welten, die nur in meiner Fantasie existieren. Wenn ich nicht schreibe, findet man mich im Kino, in Cafés oder neuerdings auch auf der Tanzfläche eines Ceilidhs. 8
Ausgewählt mit: Der Fuchs kommt nicht mehr Rostock. Ihre Augen wurden schmal. Sie zählte nochmal. Wieder Rostock. Nochmal. Es war richtig. Das war ihr Ziel. Das war der Zug, den sie nehmen würde. Und direkt darunter: Paris. Er war erst gerade dorthin gerückt, sie hatte es gesehen. Ohne dieses Arschloch säße sie in zehn Minuten im Zug nach Frankreich. Stattdessen war die Stadt, bei der die Zählung stehen blieb, das gottverdammte Rostock. Bevor sie allerdings ihre Prinzipien hinterfragen und vielleicht sogar schummeln konnte, wanderte ihr Blick zu der Ankunftszeit des Zuges. Er kam. Jetzt. Chat Das sind meine Lieblingswörter: Schneegestöber, Verletzlichkeit, dicht. Worüber ich niemals schreiben werde: Psychologisiertes Innenleben meiner Figuren. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: „A Room of One’s Own“ (Virginia Woolf) und „What We Talk About When We Talk About Love” (Raymond Carver). Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Édouard Louis, Cormac McCarthy, R. F. Kuang und George R. R. Martin (eine Teegesellschaft ganz so wie bei Alice im Wunderland). Zum Schreiben brauche ich … … Meine Schreibplaylists, Kopfhörer und einen Sitzplatz mit Leben drum herum (Cafés zum Beispiel). 9
Souat Eslek 22 Jahre Über mich Freier Theatermacher und Schriftstellerin, Bad Tattoo Artist, Thingsmaker and seller, Erfinder, lernt, entdeckt, studiert, zieht weiter. Veröffentlicht in verschiedenen Anthologien, Stücken und online. 10
Ausgewählt mit: Patchwork / intro to the sou / zoo experience no 22 Aus „Pilger“ (…) erinnere mich, stadt, wie ich dich weitertragen werde, und uns gebe dem regen, dem salzmeer, den bergen. den pinien, masuren, dem weizenfeld. der hitze, beton und den sternen. der kehle, dem stift und dem fingerhut. Chat Das sind meine Lieblingswörter: Vernissage, Adaletin, Rotz. Worüber ich niemals schreiben werde: Ich gebe meine Worte nicht für die Rechtfertigung rechter Inhalte, Genozidleugnung und Menschenverachtung. Sollte ich das eines Tages tun, wurde meine Zunge ausgetauscht. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: Ich finde das sehr schwierig, nur einen Text auszuwählen, aber ich liebe die Essays von Ismatu Gwendolyn (online umsonst verfügbar), Else LaskerSchüler als poetische Inspiration, „Die Gischt der Tage“ von Boris Vian, um den Verstand zu verlieren. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Was nie passieren wird: Elif Shafak, Han Kang und Mahmoud Darwish. Wobei ich das Glück habe, dass es ganz oft passiert: Meine wunderbaren, talentierten schreibenden Freund*innen wie Fanny Marek Walger, Selin Erdogan, Noah Thalia Schoeller, Rojin Namer, Amely Wernitz, Michelle Schleimer und weitere, deren Arbeit, Worte und Werdegang ich zutiefst bewundere und wertschätze. Zum Schreiben brauche ich … … unklaren Verstand, die Nacht, das Feuer, oder die Stille in mir. 11
Alfred Adiel Francis 20 Jahre, Berlin Über mich Ich schreibe und skate und zeichne, trampe und rede gern. Aber eigentlich mach ich alles, was man gern macht gern. Ich lebe seit diesem Jahr in einem Künstlerhaus, das ist krass, aber gut, genau was ich mir gewünscht habe. Ich habe vorgestern erfahren, dass das Ding im November abgerissen wird, … nicht so schlimm, das Leben geht weiter, ich wollt eh nach Granada. Und wär sonst nicht aus’m Arsch gekommen. Zurzeit restauriere ich einen Wohnanhänger. Das erschließt sich aus oben genannten Informationen und den sich daraus ergebenden unterschlupftechnischen Schwierigkeiten im November. Ich habe kein Auto. Schreiben ist die Grundlage für alle Medien, wo Geschichten zum Leben erwachen. Also alle coolen Dinge, die richtig stimulierend sind. Film, Theater und Rap, … für diese Dinge habe ich mit dem Schreiben angefangen. 12
Ausgewählt mit: Als die Berge versteinerten Und langsam, ganz langsam wie ein riesiges Schiff, das schwerfällig mit einem dumpfen Knarzen im Hafen einrastet und dann wie mit dem Knacken eines gefrierenden Eiswürfels zum absoluten Stillstand kommt; frieren die Berge ein. … Kalt, eingefroren in der Zeit. Ein Objekt, das inmitten dem Reißen und Stürmen der Zeit stillsteht. Die unendliche Konstruktion. Ein Beweis für die eigene Existenz in der Unendlichkeit und Endlichkeit. und: Mutter Staub – Auszug Im Auge der Krähe Chat Das sind meine Lieblingswörter: Trottel, intrinsisch, authentisch, grausam, Bartpotter, wundervoll, traumhaft, und, Unendlichkeit, fett, obszön, peinlich, wichsen, abartig, sympathisch, Katakomben, Begriff, Metaebene, schrecklich, widerlich, pragmatisch. Worüber ich niemals schreiben werde: Da gibt es nichts – glaube ich. Ich habe aber eine Präferenz für andere, magische Welten. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: Gibt es so auch nicht, glaube ich. Ich bin jetzt aber auch nicht sonderlich belesen. Sich seine alten Tagebucheinträge durchzulesen, ist auf jeden Fall interessant. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Also spontan ist mir keiner eingefallen. Einen Tee mit Lilli Biller, einer Schulfreundin von mir, die vor zwei Jahren beim Treffen junger Autor*innen war. Sie studiert jetzt aber und hat deswegen keine Zeit. Spaß, Goethe, also ich hab’ noch nichts von dem gelesen, aber mein Opa hat Faust geliebt. Wir haben das Buch fünfmal bei meiner Mutter herumliegen, und da ist so viel Hype um ihn, würde mich schon interessieren, was da dahintersteckt. Zum Schreiben brauche ich … … eigentlich nichts. Ich schreibe immer Sachen auf, egal, ob etwas um mich herum passiert oder nicht. Wenn ich einen Text korrigiere, was bei mir am dringlichsten fürs Fertigstellen von Texten zu tun ist, wäre es praktisch, wenn mich gerade keine andere Tätigkeit reizt. Korrigieren finde ich nämlich nur mittelspaßig. 13
Thiess Girardet 20 Jahre, Berlin Über mich aus BerlinKreuzberg (wichtig (ein bisschen zu wichtig (fast schon peinlich))), mache Filme, Fotos und Texte – liebe alle drei (gleich doll (außer Fotos, die ein bisschen weniger)). Finde gut: Schatten (im Sommer), Sonne (Rest des Jahres), Kartenspiele, Hingucken (politisch, persönlich, aus Interesse), Erdbeeren, Reden (politisch, persönlich, aus Inter esse), Ingwer. Finde schlecht: Boote (kotz), Essig (kotz), Raufasertapeten, Abwaschen, Pastellfarben. Finde ambivalent: Seen, Ordnung, Bus fahren, Bananen, große Egos, Technik, Türkis. Finde solche Texte schwierig: muss man sich was ausdenken, eine Form, am besten noch mit Metaebene – schwierig. 14
Ausgewählt mit: Prosaausschnitte und -texte „Ich stehe in eurer Mitte und schreie, aus Wut, Frust, aus Einsamkeit und aus Angst, aus Schmerz und aus Liebe, aus Lust. Also kommt alle und schreit zurück, dass ihr mich liebt, dass ihr mich hasst. Redet mit mir, fallt mir auf, flüstert mir etwas ins Ohr, ein Geheimnis. Es wird nicht lange dauern, ich brauche euch nur einen Moment.“ Chat Das sind meine Lieblingswörter: Pein, Pur, Pumpt, Puls, Plötz, Plump und Plumps, Plopp, Piep, Peng, Paff und Piff – Wörter mit Pfiff und Präzision, wie Peripherie oder Pappenheimer. Worüber ich niemals schreiben werde: Das Wellenbad im Tropical Island, DJ Khaled, die Erfindung der Dampflokomotive, Kuhfische, Workflowoptimierung in Premiere Pro – zum Beispiel – glaube ich – wahrscheinlich. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: Ach Gott – lest einfach, was euch selbst Freude bringt, Fühlen lässt, bereichert und inspiriert. Sonst macht’s keinen Spaß. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Bronchialtee mit Baldwin, Brennesseltee mit Beckett, aber die sind tot – dann Kaffee mit Andrew Haigh und Claire Denis, aber die machen Filme. Zum Schreiben brauche ich … … Ruhe und Zeit, Inspiration, einen Rechner mit Autokorrektur und Disziplin – meist vor allem ungemütlich viel Disziplin. 15
Jasmina Jarysz 19 Jahre, Berlin Über mich Jasmina Jarysz ist dauerhaft angespannt, weil Spannung wie Strom durch ihr Leben fließt, es motorisiert, bis sie sich aus Rotationen hinausschreibt in ein Stück Realität, das manchmal sogar den Anschein erweckt, echt zu sein. Echt ist auch das Medizin studium, das sie zum Wintersemester an der Charité beginnt, auch wenn es jetzt noch wie Fiktion erscheint, der Pitch einer von vielen möglichen Zukünften, der jetzt plötzlich der eigene ist. Während der letzten Rotationen stand sie in einem französischen Klassenzimmer als Deutsch assistenz vor 25 möglichen Zukünften, von denen keine ihre eigene war und die sie doch irgendwie mitgestaltete. Hinausgeschrieben hat sie sich mit ihrem Text „Der Himmel wird ausgewrungen“, mit dem sie zum 2. Mal den THEO – BerlinBrandenburgischer Preis für Junge Literatur gewann und auf dem 25. internationalen literaturfestival berlin auftrat. Zwischen den Elektronen entstehen manchmal Räume für Rhythmen auf Cajón und Schlagzeug. Die Spannung schwingt mit. 16
Ausgewählt mit: Meeresbluten Ich frage mich, wo du jetzt bist. Vermute, dass du durch die Lichtscherben tauchst, die Verwandlung nun gänzlich vollzogen. Fast bilde ich mir ein, deine geschuppten Konturen in den Wellen auszumachen, von roter Gischt umgeben. Morgen werde ich wieder am Bahnhof stehen, den Eidotter auf dem Rücken verteilt. Dann werde ich die Fahrkarte mit deinen Centstücken bezahlen, doch niemand wird dort warten, dieses Mal nicht. Chat Das sind meine Lieblingswörter: Buch, blubbern, flimmern, Gestirn, Labyrinth, mäandern, Sammelsurium, Weltschmerz, Wucht, au cas où, déjàvu, profiter. Worüber ich niemals schreiben werde: Das Gefühl der Langeweile – es ist mir zu unbekannt. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: „Der kleine Prinz“ von Antoine de SaintExupéry. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Mit dem Kind, das heute zum ersten Mal den Stift auf Papier setzt, einen Text niederschreibt und sich in ihm zuhause fühlt. Zum Schreiben brauche ich … … Fokus / Deadlines, aber keinen Stress / Anfänge. 17
Loreley Löffler 17 Jahre, Elmshorn (SchleswigHolstein) Über mich Loreley Löffler (*2007 in Goslar) ist book antiqua, ein dead girl in the pool, Cadmiumgelb und 100 Jahre Einsamkeit. Sie liebt Sprache und Kunst in allen Formen. Wenn ihr langweilig ist, schreibt sie gerne pseudopoetische Texte, denkt pseudophilosophische Gedanken oder tagträumt. Irgendwann möchte sie mal Philosophie studieren, eine SalvadorDalíUhr besitzen und Anna Karenina gelesen haben, jetzt gerade geht sie aber noch in der Nähe von Hamburg zur Schule. 18
Ausgewählt mit: Pseudo-Poetizität ist eine Alliteration Du bist das Kind, das mit einem Drachen spazieren geht Das Kind, das vielleicht glaubt, der Drache sei ein Hund Das Kind, das vielleicht glaubt, der Drache sei ein echter Drache Das Kind, das vielleicht glaubt, es würde eines Tages mitfliegen Die Leute fragen nie direkt, sie fragen aber gerne, ob du dem Drachen einen Namen gegeben hast Als würde das etwas ändern Du weißt, dass du eines Tages mitfliegen wirst und in solchen Momenten wünscht du dir, es wäre schon eines Tages Chat Das sind meine Lieblingswörter: Nefelibata, saumselig, kafkaesk, Placebo, infiniter Regress. Worüber ich niemals schreiben werde: Menschen, die ich kenne und die mich zurück kennen. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: „Das ästhetische Wiesel“ von Christian Morgenstern und „Farm der Tiere“ von George Orwell. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Mary Shelley und Franz Kafka. Zum Schreiben brauche ich … … einen Ort, an dem meine Schreibblockade mich nicht finden kann. 19
Maya Miyata 20 Jahre, Bliesdorf (Brandenburg) Über mich Lese sehr gerne und etwas unbeständig, schreibe selten, aber dann eher viel. Eigentlich ungern auf Deutsch, inzwischen passiert aber kein Englisch. Versuche hauptsächlich klassische Musik, mal sehen, wie das wird. Scheinbar nicht gut auf Personalpronomen der ersten Person Singular zu sprechen, aber das legt sich wieder. 20
Ausgewählt mit: Versuch, über Brandenburg zu schreiben Die Worte stocken in den Fingern Metaphern der unerwiderten Liebe Landschaftsbilder, Angstgewohnheiten Die Neunziger starren mir ins Gesicht Ich guck weg (hab es von dir gelernt) Schmalende Gänze Ziehe mich zurück in Wortverstrick ungen in mir Atmende Weite und: City Boy takes off Großeltern (H-Milch-Geschmack, Filmseminar) Ich sehe dich noch in den Sonnenblumen stehen Oderkind Chat Das sind meine Lieblingswörter: Sportsfreund, immer wechselnde Obstsorten, mein lieber Herr Gesangsverein, まさかや、夏ともし, spenny, machste nix + steckste nich drin … sind gerade ganz beliebt. Aber es ist ein wechselndes Angebot. Worüber ich niemals schreiben werde: Niemals nie etc., aber wenn, dann Musik (oder nur mit Druck und in fragwürdiger Qualität). Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: „Having a Coke With You“ von Frank O’Hara kann vermutlich nicht schaden; „Notes of a Crocodile“ von Qiu Miaojin vielleicht ein wenig, und trotzdem. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Edward Said. Zum Schreiben brauche ich … … ein Wort / Vers / Bruchstück oder eine Geschichte, oft genug die SBahn, leichte Müdigkeit, Notes App, und ganz dringend Helen!! Neologismen und solches Gedöns auch immer gerne gesehen. 21
Victoria Neuser 21 Jahre, Siegen (NordrheinWestfalen) Über mich augen = o o o mund = —— diese zeilen (alsersatzgesichtalsersatzgesichtalsersatzgesicht) 22
Ausgewählt mit: cave canem in sich selbst rückend eine kehle ein echoschlund ein rückrufkörper . (du) und: exsudat Chat Das sind meine Lieblingswörter: domo —voi : voi — domo : o — o — o ouro — boros —ouro : boro.ouro.ros (( ein jedes o o o sich aufbläht wie seifenhaut.)) Worüber ich niemals schreiben werde: worüber— über — über wor ich sage: aaaaaaaaaa— (langes, offenes a – bis zum stimmesbruch) Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: den: den — den? den den ! der durch die zähne pfeift, ssssss, schabt, stottert, flattert wie // (ungefaltet papierzungen.) Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: cla— cla— clarice ::: to to thomas b. ihr seidts zu spät dir bbb Zum Schreiben brauche ich … klapperklapp klirrklapp der fingerfingerfinger auf DEM DEM dem — kichern buchstaben fallender [¿] [auseinander] 23
Charlotte Obenaus 19 Jahre, Dresden (Sachsen) Über mich 2005 in Dresden geboren, studiert Philosophie in Leipzig, hat davor ein Jahr in Paris gelebt (muss deswegen hin und wieder ça va oder tranquille sagen), schreibt Lyrik, Kurzprosa und irgendwann mal mehr, analysiert ihre Nachtträume und tagträumt von mesopotamischen Ausgrabungen, Tempeln in Kyoto und byzantinischen Altären. 24
Ausgewählt mit: Zähmung Isabelle sagt: Heute ist Neumond. Ich sage: Schade. Sieht man ja gar nicht wegen der Wolken. Was ich wieder rede, schade, als wäre der Mond dadurch doppelt verschwunden. Isabelle nimmt meine Hand vom Geländer, vielleicht merkt sie, dass es mir in den Fingern kribbelt, mich zu verflüchtigen, wie immer, wenn ich etwas Belangloses vor ihr sage und mich dabei wie ein kleines Mädchen fühle. Isabelle zieht eine Nagelspitze über meine Handinnenfläche, die Linien entlang. Chat Das sind meine Lieblingswörter: Anorak, Heimweg, immerhin. Worüber ich niemals schreiben werde: Missverstandene männliche Genies. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: „Nostos“ von Louise Glück. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Ingeborg Bachmann; gern in ihrer Via Giulia in Rom, aber doch lieber Tee als Cappuccino. Zum Schreiben brauche ich … … Dringlichkeit, ein Fenster in der Nähe. 25
Liz Preuss 21 Jahre, OestrichWinkel (Hessen) Über mich Liz wurde 2004 in Rüdesheim geboren. Studiert seit 2023 Publizistik und Komparatistik an der Johannes GutenbergUniversität (JGU) in Mainz. Sucht meistens nach Bildern für Gefühle und glaubt an die Sanftheit. Sie dachte, es hilft, ein Jahr Germanistik neben dem Abi zu studieren und jetzt kann sie ein bisschen Mittelhochdeutsch. Sie findet sich sehr Gen Z und glänzt durch zu viel Bildschirmzeit. Liz hat ein paar coole Literaturpreise gewonnen und dabei tolle Menschen kennengelernt, besonders beim Jungen Literatur forum HessenThüringen. Sie träumt von einem Volontariat im Journalismus. 26
Ausgewählt mit: Schwimmen macht hungrig Wann beginnt das Treiben Auf gefällten Palmen In verpassten Bahnen durchs knietiefe Wasser Als Kind das Zauberland nie verstanden Traurige Menschen ohne Haut Zug mit nur einer Richtung Meinen Namen wiederholen Bis er zur Fuge in den Zähnen wird Mit der Zunge Wellen schlagen Ich möchte ein Mensch werden, der ich sein kann Auf den Fliesen in den Bauch atmen Es gibt einen Ort in der Welt und: Fineline Chat Das sind meine Lieblingswörter: Maus, halbgar, vegetarisch, Spaßgetränk, so, gefährlich, sanft, actually, anyway. Worüber ich niemals schreiben werde: Wird diese Angabe bei „Verstoß“ gegen mich verwendet? Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: Mein BestOf: „Blutbuch“ (Kim de l’Horizon), „Night Sky with Exit Wounds“ (Lyrikband, Ocean Vuong), „Herz über Kopf“ (Ulla Hahn), „Antigone“ (aber von Jean Anouilh), „Animal“ (Lisa Taddeo), „Circe“ (Madeline Miller), „Wuthering Heights“ (Emily Bronte), „Dschinns“ (Fatma Aydemir), „Divisible by Itself and One“ (Kae Tempest). Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Zu meinem Kaffeekränzchen lade ich ein: Ocean Vuong, Emily Bronte, Kim de l’Horizon, George Orwell, Ulla Hahn, Fatma Aydemir und Paula Hartmann. Zum Schreiben brauche ich … … emotionale Phasen, meine Notizen (die ich über Monate sammle), Nächte, tragende Bilder und manchmal auch eine Deadline. 27
Jona Rogalski 19 Jahre, Berlin Über mich Ich bin in Berlin geboren und studiere hier Deutsche Philologie und Philosophie. Das klingt schlau und macht Spaß. Davor habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Dramaturgie des Deutschen Theater Berlin absolviert. Zu meinen aktuellen Projekten gehören die Rettung meiner Zimmerpflanzen, mein kaputter Toaster und die unauffällige Umgestaltung eines Supermarktes in meiner Nähe durch Vertauschen von Chips und Nudelpackungen. Ich finde, dass Tauben zu viel Hass abkriegen. Weil es mich nervt, wenn Leute immer alles aussprechen, was sie denken, schreibe ich es lieber auf. Meine Texte durfte ich u.a. beim Bonner Literaturpreis und auf der lit.COLOGNE lesen. Lieblingsobst: Erdbeeren, knapp über Kirschen. Keine Äpfel. 28
Ausgewählt mit: Achilles und die Kettensäge Kettensägen sind verlässlich. Nicht oft wurde Penny in ihrem Leben von anderen nach Rat gefragt, aber wenn mal jemand zu ihr kommt, dann empfiehlt sie immer Ketten sägen. Besonders hilfreich sind sie, wenn man etwas hat, woran man hängt, obwohl man weiß, dass man es loswerden muss. Da lassen Kettensägen niemanden im Stich. Wenn du also was hast, was du nicht mehr willst, aber vermisst, dann erlöst sie dich. Sie kennt keine Schwäche, wird nie besiegt. Eine Kettensäge zerhexelt, was du liebst. Chat Das sind meine Lieblingswörter: Trödeln, PlaKo (kurz für Plankommission), Ampelpalme, Nudel (als Beleidigung: EY DU NUDEL!), Ente, Wal, Ambivalenz. Worüber ich niemals schreiben werde: Wecker. Ich finde Wecker einfach doof. Noch nie hat bei mir ein Wecker geklingelt und ich dachte: JUHU, der Wecker klingelt. Seit ich mein Handy als Wecker benutze, finde ich mein Handy noch blöder als vorher. Ich möchte positiv in den Tag starten und Wecker machen das kaputt. Manchmal nehme ich in Kauf, dass ich verschlafe, nur weil ich mir einfach keinen Wecker stellen will. Jetzt habe ich doch über Wecker geschrieben. Scheiße. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: „Der kleine Prinz“ von Antoine de SaintExupéry. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: René Pollesch und Ingeborg Bachmann. Zum Schreiben brauche ich … Konzentration (ist manchmal schwierig). Außerdem hilfreich sind: Zimmerpflanzen, Orangensaft, Brille oder Kontaktlinsen, Socken. 29
Ruben Schastok 16 Jahre, Berlin Über mich Ich bin Ruben Schastok, 2009 in Berlin geboren. Schon als Kind war ich neugierig und hatte Interesse an handwerklichen Dingen. Später in der Schule lernte ich, schnell und effektiv zu arbeiten und zu schreiben. Ich interessiere mich sehr für Architektur, Wissenschaft in all ihren Facetten und für die Zukunft der Menschheit. Ich bin fasziniert vom Menschen und seinem Schaffen, von den großartigen intellektuellen Errungen schaften und der Komplexität der Welt, die immer neue Sichtweisen zum Entdecken bietet. Ich begeistere mich für Gedankenwelten und merke gleichzeitig, wie wichtig ein boden ständiger, körperlicher Ausgleich ist. Schreiben bringt Denkprozesse weiter und eröffnet großartige Möglichkeiten – ohne Schrift wäre der Mensch wohl ein anderer. Beruflich strebe ich aktuell ein Architekturstudium oder eine Unternehmensgründung an. Ich freue mich, einige meiner Texte beim Treffen junger Autor*innen der Berliner Festspiele teilen zu dürfen. 30
Ausgewählt mit: World Not fair – Geschichten der Hoffnung Aus „Little Boy“ Das Flugzeug startete, am Steuer saß ein Typ, der keinen Bock mehr auf Leben hatte. Trauriger Geselle. Sehr traurig. Er hatte einen ganz miesen Job. Noch schlimmer als ein Henker. Das Flugzeug flog, und der Pilot versuchte, nicht so viel zu denken. Als er mit seinem Flugzeug über der Stadt angekommen war, in der das Haus stand, war er mit seinem Schicksal einig. Er drückte einen Knopf, vielleicht war es auch ein Hebel. Egal, nebensächlich. Das Flugzeug öffnete eine Klappe im Boden, und Little Boy flog herab. Der Pilot hatte die Augen schon geschlossen. Chat Das sind meine Lieblingswörter: Gebäude, Glück, Buch, Wahrheit, Laufen, Unternehmung, Dot (Englisch). Worüber ich niemals schreiben werde: Dinge, die ich uninteressant oder falsch fände. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: Einen Roman, den sowohl renommierte Kritiker als auch man selbst gut findet, und ein gutes Sachbuch. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Interessante Frage (so wie die vorigen auch). Ich kenne von keinem Autor wirklich mehr als seine Texte. Bevor ich lange nachdenke, setze ich mich einfach mit dem Biografen Walter Isaacson in ein kleines Café und bestelle einen Cappuccino. Zum Schreiben brauche ich … … viel Motivation und Durchhaltevermögen. Ich habe es bislang nicht geschafft, das bewusst zu beeinflussen, also werde ich vermutlich kein Autor, der 200.000 Zeichen im Monat tippt. Aber wenn ich schreiben will, dann schreibe ich. 31
Findus Scheuerling 19 Jahre, Berlin Über mich 2005 geboren. Lebt auf 28,65 Quadratmetern. Fühlt sich am vollkommensten beim AbwaschMachen, SockenWiederHochziehen und beim Verlieren. Liebt Badezimmer fliesen und WeißSchwarzFilme. Starrt an Decken, aus Ringbahnfenstern oder auf Vorübergehendes, ungern mit Fixpunkt, starrt auf Papiere, auf denen etwas stehen könnte. Dabei können Jahre vergehen. Macht seit sieben Jahren Kunst über dieselbe Sache, obwohl das doch langweilig werden sollte. Würde gerne einmal wieder über das Morgen nachdenken. Macht mittelmäßigen Kaffee und ansonsten irgendetwas mit Theater. Hat noch nie ehrlich etwas beendet. Wird langsam Zeit. Außerdem: Schreibt ausschließlich gegen seinen eigenen Willen. 32
Ausgewählt mit: Bekenntnisse an der Fleischtheke oder Nacktfotos als Kühlschrankmagnete (…) gott fressen in supermarktgängen aus gurkengläsern gott fressen beim geschirrabwaschen und sternegucken und beim schämen gott fressen mit entweihten metzgerhänden und neugeborenem kreischen und sie haben mich alle! angelogen! hölle sind weder die anderen noch drohungen hölle ist das immerselbe geständnis auf einen entleerten beichtstuhl kippen hölle ist die säure in meinem rachen dass kein stoß der letzte sein wird (…) Chat Das sind meine Lieblingswörter: Alles, was sich zerschneiden oder zerbröckeln oder zerfasern lässt. Da hat man’s schon. Oh, oder zersetzen, zergliedern, zermalmen, zerbeißen, zer … Ich kann alles gebrauchen, was man auseinanderzerren kann. Worüber ich niemals schreiben werde: Diese paar Dinge, die ich leider immer noch nicht vergessen habe. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: „Der utopische Körper“ von Michel Foucault. Alternativ zählen auch Einkaufszettel, die andere im Supermarkt verloren haben. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Einar Schleef und Antonin Artaud. Und wenn dann noch Zeit ist, habe ich gegen einen Abendspaziergang mit Leonard Cohen auch nichts einzuwenden. Zum Schreiben brauche ich … … Schlafmangel und ein kleines bisschen Schmerz. 33
Pina Schulze 15 Jahre, Stuttgart (BadenWürttemberg) Über mich Ich bin Pina Schulze, 15 Jahr alt, lebe in Stuttgart und schreibe schon seit Ewigkeiten. Oft nebenbei und inspiriert durch andere Texte, den Himmel, Menschen oder ein ganz starkes Gefühl. Ich liebe Theater, Englisch sprechen, reisen und mich mit anderen zu freuen. 34
Ausgewählt mit: Drei Tage Regen Die Tauben sterben im Bahnhof, du rauchst hier zu selten im Bahnhof und ich schreie zu viel im Kopf. Der Mann fällt nicht um, und niemand hilft ihm, weil hier ist alles nur still und heimlich, und wenn du den Boden aufreißen würdest, könntest du die Schichten zählen. Corona, Rattengift, Prügelei, Taubenscheiße, heiße Tränen, Rotze und ein bisschen Gras. Und dann natürlich die Pfandflaschen, und der graue Staub, der sich irgendwann über sein Grab legt. Chat Das sind meine Lieblingswörter: Silhouette, Melodie, Grau, Vermissen. Worüber ich niemals schreiben werde: Über die Antwort auf diese Frage. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: „Meine geniale Freundin“ von Elena Ferrante. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Judith Hermann. Zum Schreiben brauche ich … … Musik, Erlebnis und einen Drang. 35
Coralie Josephine Spohr 11 Jahre, Nürnberg (Bayern) Über mich Geboren 2013 in Blaustein, lebt Coralie Josephine Spohr heute in Nürnberg. Sie ist Mitglied der Autor*innengruppe „Wortwerk“ und entdeckt dort immer neue Formen des literarischen Ausdrucks. Neben dem Schreiben und Lesen begeistert sie sich für Poetry Slams, bei denen sie bereits mehrfach aufgetreten ist. Ihre Texte verbinden genaue Beobachtung mit sprachlichem Witz und Experimentierfreude. Wenn sie nicht schreibt, spielt sie Klavier oder geht mit ihrer Französischen Bulldogge in die Buchhandlung. 36
Ausgewählt mit: Frakta Ich bin eine blaue IKEATüte. Lieber wäre ich das Bett GLADSTAD. Dann könnte ich mich in meine eigenen Kissen vergraben. Tagelang. Weich. Warm. Wunderbar. Mit Taschenfederkernmatratze VATNESTRÖM. Keiner trägt mich durch die Gegend. Und wer es doch versucht – den ersticke ich mit dem Kissen SKOGSDUVA. Chat Das sind meine Lieblingswörter: Charmant, liberal, voilà. Worüber ich niemals schreiben werde: Lateinische Grammatik. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: MarcUwe Kling. Zum Schreiben brauche ich … … Ideen. 37
Sophie Steger 21 Jahre, Jena (Thüringen) Über mich Ich bin Sophie. Ich komme aus Jena und studiere Vergleichende Literaturwissenschaften in Innsbruck. Ich mag Bücher und schreiben, natürlich mag ich Bücher und schreiben, jeder hier mag Bücher und schreiben (wahrscheinlich) oder so. Ich schreibe Prosatexte, hauptsächlich mit autofiktionalen Elementen, auch wenn dies manchmal gar nicht geplant ist. Ich konnte einige meiner Texte bereits publizieren, z. B. in den Literarischen Blättern. 38
Ausgewählt mit: Die mit dem Kopfsalat Ich habe das Haus nie gesehen. Auch sie nicht oder ihren Hund oder ihre Haarbänder, die bunten die sie immer trug. Nicht mal ein Foto, nicht mal ein beschissenes Foto an irgendeinem beschissenen Sommertag vor dem Pool oder so, denn sie hatten einen Pool und auch eines der besten Kameramodelle zu der Zeit, Großvater hatte es erzählt. Chat Das sind meine Lieblingswörter: Habe ich nicht, ich finde (fast) jedes Wort kann schön oder zumindest interessant sein. Worüber ich niemals schreiben werde: Ich finde, man kann über alles schreiben, es kommt darauf an, wie man darüber schreibt. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: „I Who Have Never Known Men“ von Jacqueline Harpman, ich mag es, wie der Text Konzepte, die für uns ganz normal sind, neu betrachtet. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Ferdinand von Schirach. Zum Schreiben brauche ich … … eine ruhige Umgebung. 39
Liam Talbot 19 Jahre, München (Bayern) Über mich Ich mag Musik hören und auch spielen, und ich mag Granatapfel und lesen und schreiben und sowas, das mag ich auch, nur sowas schreiben, das nicht so ganz vielleicht. 40
Ausgewählt mit: Mein Mann und ich und eine Frau Ein Mann und ich. Mein Mann und ich. Wir zwei kommen an, an einer Tür. Mein Mann und ich stehen vor einem Haus. Mein Mann öffnet die Tür, schiebt mich herein ins Kalte. Hallo Kälte! Hallo Ventilator. Hallo Lampe. Hallo Tisch. Hallo Stuhl. Hallo du da auf dem Stuhl da obendrauf. Hallo Menschen. Hallo Mann! Jetzt schau mich an. Hallo Boden. Hallo Decke. Hallo Welt. Kannst du mich hören? und: also Chat Das sind meine Lieblingswörter: Vielleicht und und vielleicht. Worüber ich niemals schreiben werde: Die Themen meiner Texte fliegen mir meistens eher spontan zu, darum kann ich nur schwer sagen, worüber ich niemals schreiben werde (wobei das bestimmt viel sein wird). Ich lass mich überraschen. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: Weiß ich leider auch nicht, ich bin selbst noch auf der Suche. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Einen Tee mit Saša Stanišić und Natascha Gangl. Zum Schreiben brauche ich … … Papier, Ruhe und Stift. 41
Anna Thommes 19 Jahre, MaintalWachenbuchen (Hessen) Über mich Zwischen Neckar und Odenwald aufgewachsen, mit dem Großvater im Bach geangelt und auf Bäume geklettert, schon immer in Märchen geträumt. Mit 17 aus dem Dorf nach Frankfurt gefallen, studiere Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, mit Theorie und Leib und Seele, oder Ähnliches, auf jeden Fall frei geworden. Schreibe schon immer, seit ich kann, lange Märchen, dann Fantasy und dann irgendwann Lyrik, von der ich nicht mehr loskomme und die sich freier anfühlt als Sätze und Semantik. Im Schreiben fürchte ich mich vor dem Ich, das sich aber in die Sprache der Pflanzen mischt, vielleicht vegetative Wurzelwerke mit menschlichem Anstrich. Textarbeit, auch mit echten Fäden beim Häkeln, eine Monstera namens Freya, Mittelaltermärkte im Sommer, ungesunde Liebe zur Sonne, Singen und dabei den Vögeln weiter zuhören wollen. Liebe in den Fingerspitzen, Ölfarbe spürbar auf eingestaubten Leinwänden. Schmerz der Erde zum eigenen geworden und der eigene zu dem der Erde. Schwierig ohne Verse. 42
Ausgewählt mit: Erbrochenes in Eden (De la Ritournelle) gewickelt, gezwirbeltgestrandet in löwenzähnen gesangen und verzwitschert auf der anderen seite eines verfluchten sumpfes und dabei den wind angreifen. Erobere bepflanzte verwilderte gebiete und wiege es weg so musikalisch gestützt ins ritornell in kosmischer flucht wenn die erde stirbt und tost und alles im sturm um den keim und: Auf dem Weg zurück()gelesen. Chat Das sind meine Lieblingswörter: Erfundene Wörter (die so knapp an etwas anderem vorbeischrammen, dass sie fast aus Versehen geboren werden – Nadelkinder, Zetteltassen, Lebensfieberschnitte, Wienerlichkeiten und Kratzsporen, die sich sträucheln und sich einhegeln). Worüber ich niemals schreiben werde: Das ist eine viel zu absolute Prämisse – als hätte ich Macht darüber, zu entscheiden, worüber ich je oder nie schreibe. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: Viel zu viele und gerade deswegen vielleicht keinen. Diese Texte haben mich aber besonders geprägt: „Staying with the Trouble“ von Donna Haraway, „Mohn und Gedächtnis“ von Paul Celan, „La Mort de l’Auteur“ von Roland Barthes, „Der kleine Prinz“ von Antoine de SaintExupéry, „Der Zauberberg“ von Thomas Mann. Aber immer, wenn solche Fragen gestellt werden, vergesse ich das Wichtigste, dementsprechend sind alle Angaben ohne Gewähr. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Schwierig. Kaffee am liebsten mit Charlotte Brontë, Virginia Woolf oder J. R. R. Tolkien. Tee, aber nur schweigend und wenn es draußen regnet: mit Han Kang, Paul Celan, Franz Kafka oder Thomas Mann. Zum Schreiben brauche ich … … Körper, Füller und Papier, die Fühler in Tinte getunkt und in die Welt gestreckt. 43
Marie Helene Zwicker 21 Jahre, Berlin Über mich Geboren 2003 in Mainz, nach zehn bis dreizehn Umzügen lebt sie in Berlin und in dessen Kiefernwäldern, studiert Politikwissenschaft, hat ihre Zunge geborgen. 44
Ausgewählt mit: nachspeisen Die gesamte Woche hatte ich mich gefragt, wie ein Mensch inmitten des Hochsommers sterben konnte. Der Ostwind und die nassen Fußsohlen, all das mochte sich nach Tod anfühlen. Berlin war schon längst in den Mai, in den Juni und in den Hochsommer getanzt, und ein Körper verweste auf Station 208. Scharfgarbe und wilde Karotte wucherten unter den Leitplanken hervor. Unser rote Ford kroch über die Autobahn. Chat Das sind meine Lieblingswörter: „Bösewicht“ im Deutschen, „whimsical“ im Englischen, „malina“ im Tschechischen. Worüber ich niemals schreiben werde: Über alles, womit ich mich nicht authentisch verbunden fühle. Diesen Text sollte jede*r einmal gelesen haben: „Desperaux“ von Kate DiCamillo. Mit dieser /m Autor*in möchte ich gerne mal einen Kaffee (oder Tee?) trinken: Einen Tee mit Ingeborg Bachmann, unter der Sonne. Oder mit Wolfgang Herrndorf. Oder mit Friederike Mayröcker – vielleicht antwortet sie mir ja. Zum Schreiben brauche ich … … ein Gefühl, das mich heimsucht; etwas, das bewältigt werden will. 45
Jury Yevgeniy Breyger Wien Breyger wurde 1989 in Charkiw in der Ukraine geboren und siedelte mit seiner Familie 1999 nach Deutschland über, wo er Kulturjournalismus, Literarisches Schreiben und Curatorial Studies studierte. Er veröffentlichte mehrere Gedichtbände, zuletzt „Frieden ohne Krieg“ bei kookbooks, für den er den manuskriptePreis des Landes Steiermark, den Mondseer Lyrikrpeis, den Christine Lavant Preis, den KlopstockPreis, den Literaturpreis der deutschen Wirt schaft und den ReinhardPriessnitzPreis erhielt. Seit 2021 übt er Gastprofessuren an der Universität Hildesheim und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig aus. Breyger lebt in Wien und lehrt als Senior Lecturer Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst. Er war Teilnehmer beim Treffen junger Autor*innen 2010. Rabea Edel Bullay Rabea Edel, geboren 1982, ist Schriftstellerin und Fotografin. Ihr Debüt „Das Wasser, in dem wir schlafen“ erschien 2006, der zweite Roman „Ein dunkler Moment“ 2011 (Luchterhand Literaturverlag). Ihr neuer Roman „Portrait meiner Mutter mit Geistern“ erschien im Frühjahr 2025 bei C.H.Beck. 2021 veröffentlichte sie das Foto Kunstbuch „A Second Beating Heart“ (SHIFT BOOKS), das auf der Shortlist der Stiftung Buchkunst stand. Ihr Hörspiel „Ihre Geister sehen“ (Deutschlandfunk 2021, mit Sandra Hüller) wurde mit dem Publikumspreis der ARDHörspiel tage ausgezeichnet. In der Spielzeit 2025/26 ist „Porträt ihrer Mutter mit Geistern“ als Adaption für die Bühne am Mecklenburgischen Staatstheater zu sehen. Auszeichnungen (Auswahl): Stipendiatin im Alfred DöblinHaus 2018, Artist in Residence am GoetheInstitut Ljubljana 2016, Arbeitsstipendium Literatur des Landes Niedersachsen 2016, Stadtschreiberin in Peking am GoetheInstitut 2015, Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds 2014, Stipendium des Berliner Senats 2013, Stipendiatin des Künstlerhauses Edenkoben 2012, Stipendiatin in der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo/Casa Baldi 2009, auf Vorschlag von Herta Müller Literaturpreis Lotto Brandenburg 2007, NicolasBorn Förderpreis 2007, Preisträgerin des 12. open mike 2004, Treffen junger Autor*innen 1996 und 1998. 46 Valeria Gordeev Berlin Valeria Gordeev ist Autorin und Illustratorin. 2023 gewann sie den IngeborgBachmannPreis mit einem Text, der 2025 als Theaterstück am Staatstheater Wiesbaden unter der Regie von Marie Schleef auf die Bühne gebracht wurde und seitdem viele Festivals bereist hat. Ihr Debütroman wird im Herbst 2026 bei S. Fischer erscheinen. Auszüge des Manuskripts wurden 2022 mit dem Preis der Floriana Biennale für Literatur ausgezeichnet und 2021 für den AlfredDöblinPreis nominiert. Sie studierte Mathematik an der HumboldtUniversität zu Berlin, Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin. Zeichnungen und Illustrationen zu literarischen Werken sind im Guggolz Verlag erschienen. In Zusammenarbeit mit dem Autor Franz Friedrich verfasste sie Liedtexte für die Filme des Regisseurs Max Linz. Kristin Höller Leipzig Kristin Höller, geboren 1996, studierte bis 2019 Sprach, Literatur und Kulturwissenschaften in Dresden. Sie schreibt Hörspiele, Theaterstücke und Romane; ihr zweiter Roman „Leute von früher“ (Suhrkamp) erschien im Frühjahr 2024. Sie war Gastdozentin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und ist Mitveranstalterin der queeren Lesereihe und Karaokeshow SMASH. Kristin Höller lebt in Leipzig.
Sulaiman Masomi Köln Sulaiman Masomi, geboren 1979 in Kabul, Afghanistan und aufgewachsen in Krefeld, schloss sein Studium in Allgemeiner Literaturwissenschaft, Medienwissenschaft und Kulturwissenschaftlicher Anthropologie an der Universität Paderborn ab. Sulaiman Masomi ist Schrift steller, Poet, Rapper, PoetrySlammer und Literaturwissen schaftler. Seit über zehn Jahren ist er auf deutschen Bühnen und – auf Einladung des GoetheInstituts – als kultureller Botschafter in der Welt unterwegs, u. a. in Kairo, Riga, San Francisco, MexikoStadt und Jerusalem. 2013 wurde er NRWLandesmeister im PoetrySlam und stand im selben Jahr im Finale der deutschsprachigen Meister schaften. Er ist Mitbegründer der KultLesebühne LMBN in Dortmund und hatte bereits mehr als 1500 Auftritte. Ivy Nuss Berlin I.V. Nuss lebt als Autorin in Berlin. Ihre Familie ist nahe eines der größten und schönsten Atomkraftwerke Russ lands aufgewachsen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet wie mit den Stipendien des Deutschen Literaturfonds oder des Künstlerhauses Edenkoben, sowie beim Open Mike. Ihr erster Roman „Die Realität kommt“ erschien 2022, im Herbst 2025 folgt ihr zweites Buch „RON=O“. Rike Scheffler Berlin Rike Scheffler, geboren 1985, arbeitet transdisziplinär in den Bereichen Lyrik, Performance, Installation und Musik. Sie studierte Psychologie in Berlin und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Für ihr Schaffen erhielt sie u. a. Arbeitsstipendien des Deutschen Literaturfonds, der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo (Casa Baldi), der Akademie der Künste, Berlin sowie den Wiesbadener OrphilDebütpreis für Lyrik für ihren Gedicht band „der rest ist resonanz“ (kookbooks, 2014). Schefflers jüngst erschienener zweiter Gedichtband „Lava. Rituale“ (kookbooks, 2023) erkundet zärtliche, spekulative Seinsweisen artenübergreifender Allianz und Kollaboration mit mehralsmenschlichen Agent*innen und KI. Poesie ist für Scheffler Möglichkeitsraum, transfor mative Praxis. Sie übersetzt andere Dichtende ins Deutsche, kollaboriert für internationale Workshops und Performance Serien mit Ólafur Elíassons Institut für Raumexperimente und entwickelt aus ihren Gedichten Performances und immersive Wort und SoundInstallationen. Sie tritt auf Literatur und Musikfestivals rund um den Globus auf. Daniela Seel Berlin Daniela Seel, geboren 1974 in Frankfurt am Main, lebt als Autorin, Übersetzerin und Verlegerin von kookbooks in Berlin und unterrichtet bisweilen. Zahlreiche internationale Auftritte und Kollaborationen, unter anderem mit dem Illustrator Andreas Töpfer, dem Tänzer David Bloom und den Musiker*innen Roland Dahinden und Hildegard Keeb. Daniela Seel veröffentlichte vier Gedichtbände und ein Radiofeature, zuletzt „Nach Eden. Gedicht“ (Suhrkamp Verlag, 2024). 2016 gab sie gemeinsam mit Anja Bayer die wegweisende Anthologie „all dies hier, Majestät, ist deins. Lyrik im Anthropozän“ heraus (kookbooks und Deutsches Museum München). Sie übersetzte unter anderem Bücher von Robert Macfarlane, Anne Boyer, Amanda Gorman und Alexis Pauline Gumbs. Zuletzt wurden ihre Arbeiten mit einem Stipendium des Deutschen Literaturfonds, dem HeimradBäckerPreis 2023 und dem AlfredKolleritsch Würdigungspreis 2024 ausgezeichnet. Ihre Gedichte wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Daniela Seel ist Mitglied im PEN Berlin. Olivia Wenzel Berlin Olivia Wenzel lebt in Berlin und ist Musikerin, Kultur wissenschaftlerin, Performerin und Autorin. Ihre Stücke wurden an zahlreichen Theatern gespielt, 2020 erschien ihr preisgekrönter Roman „1000 Serpentinen Angst“ (S. Fischer), der in etliche Sprachen übersetzt wurde. Neben dem Schreiben gibt sie Workshops für junge Erwachsene, wirkt in diversen Jurys mit und realisiert transdisziplinäre Formate – wie „Dark Light Dark“ auf Burg Hülshoff oder zuletzt „Floating Mocambo” am Haus der Kulturen der Welt in Berlin. 47
Anthologie Die Anthologie des 40. Treffen junger Autor*innen mit den Texten der 21 Preisträger*innen erscheint im März 2026 und ist im OnlineShop der Berliner Festspiele und im Buchhandel erhältlich (ISBN 9783982618227): Hallo Welt. Kannst du mich hören? 40. Treffen junger Autor*innen 2025 Die Anthologien der letzten Jahre gibt es im OnlineShop der Berliner Festspiele oder im Buchhandel: Ich sage was, was du nicht siehst 39. Treffen junger Autor*innen 2024 flüssiges land und feste ideen 38. Treffen junger Autor*innen 2023 ich kleide mich in worte 37. Treffen junger Autor*innen 2022 als würden sich die Worte drehen durch Schneckenhäuser. 36. Treffen junger Autor*innen 2021 Sätze über Planken 28. Treffen junger Autoren 2013 ich stell dir die schatten schärfer 27. Treffen junger Autoren 2012 Hundert Herzschläge Freigepäck 26. Treffen junger Autoren 2011 An der Brücke zur Realität 35. Treffen junger Autor*innen 2020 Jetzt Hier. Und wieder. 25. Treffen junger Autoren 2010 Als ob Haut kein Gedächtnis hätte 34. Treffen junger Autor*innen 2019 schräg gegens licht 24. Treffen junger Autoren 2009 stets der unangepasste fällt aus dem nest 33. Treffen junger Autor*innen 2018 Es ist nicht ausgeschlossen, dass es besser wird. 32. Treffen junger Autoren 2017 (nur im Buchhandel) während du wegsiehst 23. Treffen junger Autoren 2008 (nur im Buchhandel) Der Horizont hängt schief 22. Treffen junger Autoren 2007 Binde der Welt die Schnürsenkel zu! 31. Treffen junger Autoren 2016 Ganz nah gegenüber 21. Treffen junger Autoren 2006 jeden schatten wirfst du selbst 30. Treffen junger Autoren 2015 Als wäre jemand in der Nähe 20. Treffen junger Autoren 2005 Rostschutzmittel 29. Treffen junger Autoren 2014 Hinter der Stirn 19. Treffen junger Autoren 2004 48
Kuratorium Annette Steenken (Vorsitz) Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin Monika Bürvenich Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin Michael Au Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes RheinlandPfalz, Mainz Ilona Einwohlt Arbeitskreis Jugendliteratur e.V., Darmstadt Björn Jager Hessisches Literaturforum, Frankfurt am Main Kirsten Redlin Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes SchleswigHolstein, vertreten durch Hannah Rau Uwe Schulz Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW, Düsseldorf Catrin Wafula Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, Berlin 49
Statistik Bewerbungen insgesamt: 379 Verteilung auf Bundesländer BadenWürttemberg: 38 Bayern: 21 Berlin: 67 Brandenburg: 14 Bremen: 6 Hamburg: 19 Hessen: 45 MecklenburgVorpommern: 2 Niedersachsen: 18 NordrheinWestfalen: 66 RheinlandPfalz: 19 Saarland: 4 Sachsen: 19 SachsenAnhalt: 11 SchleswigHolstein: 23 Thüringen: 7 Alterszusammensetzung aller Bewerbungen 10 bis 11 Jahre: 11 12 bis 14 Jahre: 63 15 bis 17 Jahre: 135 18 bis 20 Jahre: 103 21 bis 30 Jahre: 45 Keine Angabe: 22 Geschlechterverteilung Weiblich: 295 Männlich: 52 Divers: 5 Non: 7 Keine Angabe: 20 50
Weitere Treffen junge Szene der Berliner Festspiele 42. Treffen junge Musikszene 19. bis 24. November 2025 47. Theatertreffen der Jugend 30. Mai bis 6. Juni 2026 Bewerbungen sind ab Oktober 2025 bis zum 31. Januar 2026 möglich 13. Tanztreffen der Jugend 26. September bis 2. Oktober 2026 Bewerbungen sind ab Oktober 2025 bis zum 31. März 2026 möglich Informationen zu den Wettbewerben und den Bewerbungsbedingungen auf: berlinerfestspiele.de/treffen-junge-szene Das Programm der Treffen junge Szene gliedert sich in drei Säulen: Auf der Bühne erfolgen die öffentlichen Präsentationen der Arbeiten der ausgewählten Künstler*innen. In verschiedenen Work shop und Gesprächsformaten können die Teilnehmer*innen sich austauschen. Das Forum richtet sich an künstlerische Leitungen und Studierende der jeweiligen Bereiche der kulturellen Jugendarbeit. Die Treffen junge Szene der Berliner Festspiele umfassen vier Bundes wettbewerbe, die gefördert werden vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ). 51
Team Treffen junger Autor*innen Berliner Festspiele Leitung Susanne Chrudina Intendanz Matthias Pees Produktions-/Organisationsleitung Renate Kligge Kaufmännische Geschäftsführung Charlotte Sieben Dramaturgie/Organisation Rahmenprogramm Daja Vogt Mitarbeit Daniela Gromer, Juliane Spence, Lena Lipps Leitung Kommunikation Claudia Nola Leitung Technik Matthias Schäfer Studentische Mitarbeit Johannes Ambrosius, Vivien Dawit, Siera Sowe Künstlerische Betriebsdirektion Christine Leyerle FSJ Kultur Selma Steiner Dank an alle Beteiligten und Kolleg*innen, die am Treffen junger Autor*innen 2025 mitwirken. Technik Die technischen Abteilungen der Berliner Festspiele Spielstättenleitung Jenny Redmann Redaktion ARTEFAKT Kulturkonzepte, Daja Vogt Copyright 2025 Berliner Festspiele, Autor*innen und Fotograf*innen Bildnachweise S. 4 privat, S. 6 privat, S. 8 Flora Boehlke, S. 10 privat, S. 12 privat, S. 14 Julina Jung, S. 16 privat, S. 18 Alexandra Meier zu Hartum, S. 20 Martin Rudolf, S. 22 privat, S. 24 privat, S. 26 Lilian Köhl, S. 28 privat, S. 30 privat, S. 32 privat, S. 34 privat, S. 36 privat, S. 38 Melanie Milanova, S. 40 Adrienne Meister, S. 42 privat, S. 44 Leonie Doerr Berliner Festspiele Schaperstraße 24, 10719 Berlin info@berlinerfestspiele.de berlinerfestspiele.de Die Berliner Festspiele werden gefördert von Das Treffen junger Autor*innen ist Teil der Treffen junge Szene der Berliner Festspiele. Impressum Herausgeber: Berliner Festspiele, ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH, Schöneberger Straße 15, 10719 Berlin; Geschäftsführung: Matthias Pees (V.i.S.d.P.), Charlotte Sieben, Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Tricia Tuttle; Design: 3pc; Druck: PIEREG Druckcenter Berlin GmbH Stand 24.10.2025, Programmänderungen vorbehalten 52
Alle öffentlichen Veranstaltungen stehen euch in der Berliner Festspiele Mediathek zur Verfügung. berlinerfestspiele.de/ mediathek Unter dem Hashtag #TreffenJungeSzene findet ihr uns auf Instagram und Facebook.