Vorwort der Jury Es ist eigentlich wie immer. Jedes Jahr komme ich mit dem Gefühl an, mich intensiv mit den Bewerbungen beschäftigt zu haben. Ich habe meine Auswahl im Kopf und meine Notizen auf dem Zettel. Ich habe meine Favorit*innen, für die ich einstehen werde. Ich bin fest entschlossen. Ich bin immer der festen Überzeugung, dass alle Jury-Mitglieder ge- nauso denken wie ich. Ich denke, wir sind ein so eingespieltes Team und wir werden uns schnell entscheiden. Doch dann kommt alles anders. Wir hören alle Songs gemeinsam an – mehrmals, immer und immer wieder. Spannung liegt in der Luft. Wie wild wird auf Zettel geschrieben. Einige geben Noten, andere machen ein Punktesystem, wieder andere strei- chen durch, schreiben neu, notieren sich jedes Detail. Wir schauen uns gegenseitig an wie in einem Duell. Schweißperlen auf der Stirn, jede*r versucht, die Mimik der anderen zu lesen, während die Songs gespielt werden. Ich kann erkennen, dass sich die Auswahl im Minutentakt nicht nur bei mir ändert. Dann müssen wir uns entscheiden. Aber ich kann mich nicht entscheiden. Wie jedes Jahr ist die Qualität hoch. Wir wählen zwischen den Besten der Besten und wollen alles berücksichtigen – Alter, Diversität, Bands, Instrumentalist*innen, Sänger*innen, Genres. Ich wollte es doch schnell hinter mich bringen. Von wegen – das dachte ich! Wie jedes Jahr sitzen wir da. Wie in einem Duell. Jede*r schaut sich an, jede*r hat Argumente bereitgelegt. Der erste Tag vergeht und wir sind nicht weit gekommen, der zweite Tag wird nicht besser. Klar, wir haben eine Verantwortung, wir wissen, dass es um etwas Beson- deres geht. Wir wollen uns sicher sein, die richtige Auswahl getroffen zu haben. Dann ist es so weit, wir sind im Endspurt, einige Preisträger*innen stehen schon fest. Eigentlich wollen wir alle mitnehmen – das Team fängt an zu rechnen. Wir wollen alle mitnehmen, es geht aber nicht. Am Ende steht eine Entscheidung und wir freuen uns auf das Treffen und darauf alle kennenzulernen, gemeinsam Spaß zu haben, zu musizieren und uns zu vernet- zen. Denn letztendlich geht es um eine Erfahrung, die euch für immer begleiten wird. Wir sind die Jury, die sich glücklich schätzen kann, euch bei dieser Erfahrung Jahr für Jahr begleiten zu können. Danke. Mit freundlichen Grüßen euer Volkan T error 4